Rehabilitation des Banjos
Bela Fleck live at the Quick

Böse Zungen behaupten, der Pharao habe Moses erst ziehen lassen, als jener sein Banjo herausgeholt hatte um „Let my people go“ zum Besten zu geben. Wie dem auch sei: eine Heimsuchung ist das Banjo ohnehin.
Unter Nichttexanern und außerhalb der Riege hartgesottener Frühschoppenbiertrinkern ist es schon immer ein 1a Streitobjekt gewesen. Dutzende Witze erhellen die Banjosphäre als ausgemachtes Minenfeld. Kaum einer, der den Klassiker noch nicht hörte, den mit dem Unterschied zwischen einem Banjo und einem Trampolin; ja, genau: bei einem Trampolin zieht man vor dem Draufspringen die Schuhe aus… Wer da immer laut mitgelacht hat, war ich. Bis er mir erschien.
Bela Fleck.
Gut, bei Fleck wird nicht nur ein Banjo, das des Cowboys Schoß zieren würde, gespielt. Es wird auch elektrifiziert, verfremdet. Aber es bleibt nun mal eine Tatsache: Der Mann spielt Banjo. Und wie!
Bela Fleck & The Flecktones haben – wie ich mittlerweile am eigenen Leibe erfahren habe – eine ganze Reihe interessanter CDs veröffentlicht. Aber der Aufreißer für Einsteiger und gleichsam die Krönung für Flecktonisten ist eine DVD namens „Live at the Quick“. Hier spielt Bela bisweilen mit einer etwas größeren Besetzung:
Jeff Coffin (Saxe),
Future Man (Synth-ax drumitar),
Victor Lemonte Wooten (E-bass),
Sandip Burman (Tabla),
Andy Narell (Steel drums & Keyboards),
Paul Hanson (Fagott),
Paul McCandless (Oboe, English horn, Soprano),
Congar ol’Ondar (Obertongesang).

Mühelos werden hier Stile vereint, neue Pfade geschlagen, einfach mal Musik ohne Etikett und Scheuklappe gemacht.
Ein absolut großartiger Victor Wooten verschlägt auch Nicht-Bassisten so manchen Atemzug (während Bassisten ihre Fingernägel als 1a-Kauobjekt entdecken). Und eine „drumitar“ sieht und hört man ja auch nicht alle Tage.
Formidabel, was hier veranstaltet wird; einfühlsam, aufweckend, faszinierend.
Mündige Töne für Köpfe mit Freigang und Füße ohne FourOnTheFloor-Fixierung.

Die DVD habe ich inzwischen einige male im Internet für echte Dumping-Preise gesehen. Preise um die € 10,- sind hier gnadenlos unterbezahlt.
Und eine echte Therapie für Menschen sogar mit fortgeschrittener Banjophobie.

Andreas Bürgel

Mahlzeit.