Relativität der Zeit

Immer daran denken: Es sind die Details, die zählen.
Und ja, es ist gerade schon wieder passiert:

Mattschwarze Karosserie. Vollfolierung, in der das Licht verreckt, fast wie von Tarantino inszeniert. Blickdichte Fenster hinten. Ein pulsierender Muskel aus Stahl, Aluminium und Kunststoff, innerviert von dynamischen Bassdrumvierteln aus der Retorte – geschaffen, um selbst Zahnfüllungen zum Raven bringen.
Die Ampel ist gerade rot geworden, also werfe ich auch einen Blick auf den Fahrer dieses Autos in der Nebenspur; auch der wie von Quentin erdacht. Rollenvorbild in Ultracool, Prototyp Gangland-Mission.
Bis der linke Zeigefinger des Überdiggers sein linkes Nasenloch findet. Viertel Drehung nach rechts, viertel Drehung zurück, dann wieder nach rechts. Eine Operation, die einen elastischen, mattglänzenden Sekretfaden hervorbringt, der bald federnd reißt.
Nachwischen der Nasengegend mit der rechten Hand, skeptisches Beäugen der Beute. Finales Schmierentsorgen an der Sitzseite.
Und weg ist sie, die Tarantino-Badboy-Illusion. An deren Stelle verbleibt rückblickend nichts als ein bedauernswert schwerhöriger, mäßig talentierter Popler.
Es sind oft mickrige Sekunden, die ratzfatz zunichtemachen, was du in harter Arbeit mühsam über Jahre aufbauen konntest.
Relativität der Zeit, irgendwie.
Gemein.
Andreas Bürgel