Kafffe

Komisch

Es war ein Donnerstagabend und wir waren mieser Stimmung.
Wir waren dem Covertext auf den Leim gegangen, der den „zutiefst komischen“ Film als „deutsche Antwort auf die Coen-Brüder mit Anklängen an Kaurismäki und deutlichem Jarmusch-Einfluss“ beschrieb und hatten die DVD ausgeliehen und durchlaufen lassen.
Nun, Low Budget macht noch keinen Jarmusch und das Bemühen um wohl temperierte Heiterkeit sichert vielleicht ZDF-Tauglichkeit und lässt auf den Eintrag als TV-Tagestipp in der Bistums-Zeitung hoffen, ist aber unter Garantie eines nicht: spaßig, komisch, lustig.
Erwin schlug vor, eine Runde „Komiker“ zu spielen. Die Regeln des Spiels sind einfach: Punktwertung, wenn der oder die Genannte mindestens einen von uns wenigstens einmal irgendwann zum Lachen gebracht hatte.
„Nationalität?“, fragte ich.
„Britisch“, beschied Erwin und eröffnete die Partie mit „John Cleese“.
Ich parierte mit „Stephen Fry“. Der „Hugh Laurie“ von Erwin kam da zwar ein wenig lasch aus der Rückhand, gab aber natürlich einen Punkt. Dem „Michael Palin“ folgte pawlowmäßig „Eric Idle“, „Rowan Atkinson“ wurde mit „Griff Rhys Jones“ pariert, „Robbie Coltrane“ folgte „Dudley Moore“, „Dave Allen“ „Richard Ayoade“, „Sasha Baron Cohen“.
Wir spielten eine gute Stunde bis Erwin „Margaret Rutherford“ sagte und selbstverständlich verlor.
Da hätte er auch gleich mit der Thatcher kommen können.
Die zweite Runde wurde von mir ausgerufen. Mit diabolischem Grinsen verkündete ich: „Deutsch“.
Nach nicht mal 45 Sekunden wurde das Spiel verdammt zäh.
Erwins – nach verzweifeltem Brainstorm und aus klarer Täuschungsabsicht in bestem Hochdeutsch ins Spiel gebrachter – „Josef Hader“ galt schon rein geographisch nicht und mein scheinheiliges „Tölke“ provozierte seinerseits nur ein müdes Schnaufen.
Nach Sekunden beklommenen Schweigens verabschiedeten wir uns schließlich voneinander, machten dem Abend ein Ende. Deprimierter als zuvor.
Warum kann man mit deutschen Comedians so wenig Spaß haben. Für Erwin ist die Sache ja klar: von den Germanen ererbte rustikale Spaßrezeptoren, quasi genetisch bedingte Maldisposition. Halte ich persönlich für fragwürdig.
Nimm nur mal eben eine andere Szene. Nimm, sagen wir, deutsche Winzer. Da gelingt es doch gleich einer ganzen Reihe, ihre Sachen mit überaus hohem Spaßfaktor abzuliefern. Und das unter verschiedensten Bedingungen.
Beweise? Da kannst du locker von Beweislast sprechen, denn davon gibt es derart viele, dass ein Tisch die nicht trägt.
Einen lege ich zur gefälligen Begutachtung vor: Domaine de l’Horizon blanc von Thomas Teibert und Joachim Christ. Zum Beispiel: 2008.
Der ist voller Pointen. Und: honi soit qui mal y pense.

Andreas Bürgel
Domaine de 'Horizon blanc 2008